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1981 schrieb auch Zündapp erstmals in der Firmengeschichte rote Zahlen.

Nachdem 1977 noch das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte war, mischte Zündapp nunmehr munter im Totentanz der deutschen Zweiradindustrie mit.

"Wir kämpfen ums Überleben" bekannte Zündapp-Chef Dr. Neumeyer 1981 im Interview mit der Fachzeitschrift "Motorrad".Gründe waren auch hier der zusammengebrochene Mofa- und Mokickmarkt, auf den man sich komplett zurückgezogen hatte. 

Umsatzentwicklung 1975-83

Trotzdem setzte man große Hoffnungen auf die neue 80er Klasse, an deren Rahmenbedingungen und Spezifikationen man im Hause Zündapp selbst maßgeblich beteiligt war. Ende 1980 präsentierte man mit der KS 80 eine Weiterentwicklung der bewährten KS 50 Watercooled.

 

 

 

 

Anfängliche Verkaufserfolge schienen der Strategie Recht zu geben.

Konnten im Herbst 1980 bereits 972 KS 80 an den jungen Käufer gebracht werden, belief sich die Verkaufszahl im ersten vollen Verkaufsjahr 1981 bereits auf über 12.000 Stück

Sogar eine Enduro fand später  Eingang ins Programm. Gegen diesen Trend hatte sich Zündapp jahrelang vehement gewehrt. Weitere Typen wie der Softchopper (?) KS 80 Touring oder Topmodell wie die KS 80 Super  rundeten die Zündapp-Modellpalette ab.

Erstmals in der Firmengeschichte fanden mit der neuen KS 80 klauengeschaltete Getriebe mit kurzen Schaltwegen, 12 Volt und pulverbeschichtete Rahmen Verwendung.

Der neue Motor mit 80cm³ Hubraum basierte zwar auf dem jahrzehntelang bewährten Kleinkraftrad-Motor, wurde jedoch gerundlegend den Gegebenheiten der neuen Klasse angepasst.

U.a entfiel die oft kritisierte und vollkommen überholte Ziehkeilschaltung und wurde durch eine zeitgemäße Klauenschaltung ersetzt.Dadurch entfielen die Zündapp-typischen langen Schaltwege.

Hingegegen beibehalten wurde die bewährte Thermosyphonkühlung.

                                                                               Schnittbild Zündapp 80cm³ Motor, 1980

 Trotz anfänglicher Verkaufserfolge ging es abwärts, die Modelle waren größtenteils einfach für die breite Masse der Jugendlichen unerschwinglich. Das Topmodell, die KS 80 Super, kostete 4.800 DM, und war damit satte 1.500 -sprich fast ein 1/3, teurer als der Marktführer Honda MBX 80.

Diese verfehlte Unternehmensstrategie blieb nicht ohne spürbare und schmerzhafte Folgen im Hause Zündapp:

Verlief das Geschäftsjahr 1982 mit insgesamt knapp über 15.000 verkauften Leichtkrafträdern noch halbwegs zufriedenstellend, brach der Absatz  mit Leichtkrafträdern im nächsten Geschäftsjahr um fast 50% ein.

In absoluten Zahlen bedeutete dies, dass der Umsatz von über 163 Millionen DM auf 133 Millionen sank.

Das Zündapp-Management reagierte hierauf mit der Einstellung der Rasenmäherproduktion. Bedingt durch die große Halde an unverkauften Fahrzeugen wurde die Zweiradproduktion um 39 % gedrosselt.

Es begann ein Sterben auf Raten.  Bereits zum 1.1.1982 spaltete die Geschäftsführung das Unternehmen in eine Immobilien- und eine Betriebsgesellschaft auf. Bei dieser Konstruktion mußte die Betriebs/Fertigungsgesellschaft horrende Mieten an die Zündapp-Immobiliengesellschaft zahlen.

Die hohen Mietkosten waren im operativen Geschäft nicht mehr zu erwirtschaften.

Von 1981 bis 1984 wurde die Belegschaft von ursprünglich 1.466 Mitarbeitern bis auf 740 reduziert- ein Abbau um die Hälfte!

Erste Gerüchte über eine Einstellung der Produktion machten bereits im Herbst 1983 die Runde, wurden jedoch dementiert. In Rahmen einer Betriebsversammlung im Juli 1984 informierte Dr. Neumeyer die Belegschaft über die nicht mehr zu leugnenden Schwierigkeiten. Er beruhigte die Mitarbeiter, es wurde über Interessenten und einen evtl. Verkauf gesprochen.

Auch hatte sich mittlerweile im Management die Erkenntnis durchgesetzt, dass man mit dem hauseigenen Styling am Markt der jugendlichen Käufer vollkommen vorbei agierte. Daher beauftragte man Ende 1983 ein Designerstudio mit der Neugestaltung eines Leichkraftrades. Das Designstudio Target-Design, welches auch die legendäre Suzuki-Katana entworfen hatte,  leistete ganze Arbeit und stellte ihren Entwurf im Februar 1984 der Geschäftsleitung vor.

Mittlerweile war allerdings ein Schuldenberg von über 35 Millionen DM aufgelaufen, eine von der Bank geforderte Bürgschaft lehnte Dr. Neumeyer ab, dafür liefen die Mietzahlungen pünktlich weiter.

Von Januar bis April 1984 konnte Zündapp lediglich 2.200 Leichtkrafträder an den betuchten Käufer bringen- das waren nochmals über 30% weniger gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Geschäftsleitung war sich keiner Schuld bewußt und haderte nur mit den Käufern, die, "ihr Geld lieber in den Rachen der günstigen japanischen Konkurrenz warf, statt die einheimische Industrie zu unterstützen"- so eine Aussage Dr. Neumeyers.

 

Am 13. August 1984 meldete Zündapp Konkurs an.

 

 

Sehr geehrter Geschäftsfreund,

wir haben heute die traurige Pflicht, Ihnen als unserem oft durch Jahrzehnte treuem Kunden, mitzuteilen, daß das deutsche Traditionsunternehmen ZÜNDAPP seine Bemühungen, die nun schon seit mehr als drei Jahre dauernde Absatzkrise im Zweiradmarkt zu überstehen, einstellen muß.

Wir werden mit einer detailierten Presseerklärung an die Wirtschafts-, Fach- und Tagespresse, den  Rundfunk und das Fernsehen herantreten.

Verlieren Sie als langjähriger Zündapp-Partner nicht den Mut.

Wir sind mit allen unseren Kräften bemüht, der Marke ZÜNDAPP vielleicht unter anderen Vorzeichen den Fortbestand oder einen Neuanfang zu ermöglichen.

Sie werden sicher verstehen, daß über diese laufenden Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt keine Informationen gegeben werden können.

Die Ersatzteilversorgung ist langfristig gesichert.

Über die weitere Entwicklung werden Sie informiert.

Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen, Ihre Leistung und die gute Zusammenarbeit.

Ihre Zündapp-Werke GmbH

Zündapp-Anschreiben an die Händler/Geschäftspartner zum Konkurs, August 1984

 

Zu einer Fortführung kam es nicht, der gesamte Betrieb wurde liquidiert, die Produktionsanlagen komplett nach China verkauft.

                                       Tageschaubericht vom 13. August 1984 zum Zündapp-Konkurs

 

Dank der Aufspaltung des Unternehmens überstanden die Inhaber den Konkurs wirtschaftlich unbeschadet.

 

Ironie der Geschichte- Zündapp´s Leichtkrafträder waren wesentlich perfekter und ausgereifter als die 50er Kleinkrafträder, gingen jedoch im gnadenlosen Konkurrenzkampf mit den billigen japanischen Wettbewerbern unter....

 

 

links im Bild:

 

Zündapp-Inhaber Dr. F. Neumeyer im

Gespräch mit dem damaligen

Bundesverkehrsminister Kurt Gscheidle.

Aufgenommen auf dem Zündapp-Messestand der IFMA 1980 anlässlich der Präsentation der neuen Zündapp-Leichtkrafträder

                                        IFMA 1980

 

 

 

 Noch optimistisch...Firmenchef Dr. Neumeyer auf der neuen Zündapp KS 80, 1980