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1874 ist das Gründungsjahr der Göricke-Werke.

 

 

 

Als 20-jähriger kommt August Göricke, geb. in Anhalt, nach Bielefeld und eröffnet hier eine Nähmaschinenhandlung.

In Bielefeld sind zu diesem Zeitpunkt führende Nähmaschinenhersteller wie Dürkopp, Koch und Miele ansässig.

In seinem Geschäft vertreibt Göricke jedoch zunächst Nähmaschinen eher unbedeutender Hersteller.

 

1877, drei Jahre nach Gründung tritt sein Schwager Wilhelm Diekhöner in das Geschäft ein. Bereits 1880 trennen sich jedoch deren Wege wieder.

 

 

Göricke bleibt bei dem Vertrieb von Nähmaschinen und nimmt kurz darauf auch Fahrräder in sein Handelsprogramm auf.

Schon bald erfolgt der Umzug in größere Räumlichkeiten, hier hat Göricke nun auch die Möglichkeiten der eigenen Fertigung. Ab 1897 entstehen die ersten Fahrräder unter der Bezeichnung "Görickes Westfalenrad" .

Auch in den neuen Räumlichkeiten stieß Göricke bald an seine räumlichen Kapazitätsgrenzen. Es wird um die Jarhundertwende unweit des Betriebes im Bielefelder Paulusviertel ein Baugrundstück erworben und mit der Errichtung einer neuen Fabrik begonnen. Diese wird 1906 fertiggestellt und bleibt bis zum Ende Sitz des Unternehmens.

Ab 1907 werden Fahrräder nur noch unter der Bezeichnung "Görickerad" gefertigt.  Die Verkäufe laufen gut, so wird im Jahre 1908 in Kopenhagen eine Fertigungsstätte unter dem Namen "A.S. Westfalen" gegründet.

 

                              original Göricke-Rechnung, 1908

 

1909 wird in Mailand die Zweigfabrik "Società Italiana per il commercio deiVelocipedi Göricke" errichtet. Beide Unternehmen werden kurz vor Beginn des 1.Weltkrieges wieder liquidiert.

Zwischenzeitlich hatte man sich neben der Fertigung von Zweirädern ab dem Jahre 1900 erfolgreich mit der Konstruktion und Fertigung von Milchzentrifugen beschäftigt.

Zu Beginn des 1. Wektkrieges produziert Göricke jährlich 12.000 Milchzentrifugen und 50.000 Fahrräder, exportiert wird bis nach China und Japan.

Die Erfahrungen aus dem Fahrradbau nutzte man ab 1903 auch beim Bau von Motorrädern. Basierend auf einem verstärkten Fahrradrahmen, angetrieben zunächst von belgischen Einbaumotoren.

Diese Modell wurden bis zur Einstellung der Motorradfertigung im Jahre 1907 ständig in Technik und Ausstattung verbessert. So kamen z.B. Doppelübersetzung, Leerlauf und eine gefederte Gabel hinzu.

Zu diesem Zeitpunkt sinkt das Interesse an Motorrädern deutlich, das aufkommende Automobil macht starke Konkurrenz. Mangelnde Nachfrage führt daher zur Einstellung dieses Produktionszweiges.

Ein weiter Einschnitt erfährt die aufstrebende Firma im Jahre 1920.  Am 29. Februar stirbt August Göricke.

Sein Sohn Arthur Göricke, 1910 in das Unternehmen eingetreten,  übernimmt die Firma und wandelt das Unternehmen in eine KG um, in der er persönlich haftender Gesellschafter wird. 1923, also nur drei Jahre später, erfolgt dann ein Umwandlung in eine Aktiengesellschaft in der Arthur Göricke Generaldirektor wird.

Die Folgen des Weltkrieges scheinen überwunden, 1923 beschäftigt Göricke in Bielefeld 1.500 Arbeiter, die jährlich 20.000 Milchzentrifugen und 110.000 Fahrräder produzieren.

   

Göricke-Prospekt

 

Milchzentrifugen, 1924

Im Rahmen der Weltwirtschaftskrise übernimmt Göricke 1924 die in Schwierigkeiten geratene Fabula Fahrzeug Fabrik GmbH samt deren komplette Produktion.

Deren Inhaber, Nikolaus Henzel, ist ein begnadeter Techniker und Konstrukteur. Er übernimmt im Hause Göricke die Leitung der Abteilung Entwicklung und Konstruktion.

Allerdings kommt es bald zu Meinungsverschiedenheiten mit der Geschäftsleitung, worauf Henzel aus dem Unternehmen ausscheidet.

Seine Nachfolge übernimmt 1927 Alfred Ostertag.

 

 

 

 

 

Zur Jahreswende 1923/24 wird eine Niederlassung in Berlin gegründet.

Links ein Schreiben vom 8. Februar 1924 an das Berliner Amtsgericht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ostertag überarbeitet das Motorrad-Programm komplett und führt ab Ende 1927 Viertaktmotoren ein.

Zunächst verbaut man Einbaumotoren von JAP, entscheidet sich jedoch später für MAG-Motoren aus dem Hause Motosacoche aus Genf.

Bei der Ausrüstung der Motoren greift man nur auf bewährte Komponenten von namhaften Zulieferen zurück.

So kommen  die Getriebe von Sturmey-Archer, Vergaser von Amac und die elektrische Ausrüstung von Bosch.

1928 wird das Programm durch zwei Leichtmotorräder nach unten abgerundet. Ausgestattet mit englischen Zweitaktern und 3-Ganggetrieben und Kickstarter.

Die schweren Modelle im Programm werden 1929 überarbeitet. Es erfolgen Änderungen im Detail. Auch im damals populären Motorsport erzielt ein Göricke-Werksteam beachtliche Erfolge, was sich auch durchauch verkaufsfördernd auswirkt.

Ende Oktober 1929 kommt es jedoch plötzlich und unerwartet zum großen Knall.

Im Sommer 1929 führten die Görickewerke eine Kapitalerhöhung durch. Durch unrechtmäßige Kapitaleinbehaltung der Banken geriet das gesamte Unternehmen in eine massive Schieflage und wurde zahlungsunfähig.

Die Görickewerke, ein im Grunde gesundes Unternehmen, ging in den Konkurs. Es bildete sich ein Kreis aus Großgläubigern und Großabnehmern, die eine Gesellschaft zur Fortführung des Unternehmens gründen wollten.

Diese Bemühunge schlugen jedoch fehl. Daraufhin bildete sich außerhalb dieser Gruppe eine Kapitalgruppe, die die gesamten Liegenschaften und Maschinen der Görickewerke AG im Rahmen einer Versteigerung erwarb.

Weiterhin konnte diese Gesellschaft sämtliche Materialbestände und Konkursmassen sowie sämtliche Markenrechte erwerben.

Zur Fortführung des Unternehmens wurde eine neue Gesellschaft mit dem Namen " Naamlose Vennotschap tot Explotatie der Görickewerke Bielefeld" gegründet.

Hinter diesem sperrigen Namen versteckte sich eine holländische Investitionsgruppe, welche an als Geschäftsführer den Exportkaufmann Erich Nippel einsetzte. Dieser war zuvor auch als deutscher Honorarkonsul in Übersee tätig.

Im Sommer 1930 konnte die Fertigung wieder aufgenommen werden. Zunächst beschränkte man sich auf den Bau von Fahrrädern, bereits gefertigte Motorräder wurden noch bis Mitte der 30er Jahre abverkauft.

Ein weiteres Standbein blieb auch der Bau von Milchzentrifugen.

Mit motorisierten Fahrzeugen setzte man sich ab 1931 wieder auseinander. Hierbei griff man auf hauseigene Fahrräder zurück, welche mit dem neuen Sachs-Einbaumotor für Fahrräder ausgerüstet wurde.

Erst als drei Jahre später der Sachs 98ccm-Einbaumotor lieferbar war kam man auf nennenswerte Stückzahlen.

Während es mit Göricke wirtschaftlich wieder bergauf ging, unterbrach der zweite Weltkrieg das weitere Wachstum.

 

                 Görickewerke, ca. 1940 (links im Bild die dem Viertel namensgebende Pauluskirche)

 

Wie bei so vielen anderen Herstellern jener Zeit wurde die komplette Motorradfertigung  zugunsten des "totalen Krieges" aufgegeben.

Beim großen Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 versank auch das Paulusviertel, in dem Göricke ansässig war in Schutt und Asche.

Gegen Ende des Krieges waren über 60% der Gebäude zerstört.

 

 

 

 

Fortsetzung folgt.....schaut mal wieder rein....