1981 führte der Gesetzgeber die neue Klasse der Leichtkrafträder mit 80ccm ein und besiegelte damit das Ende der hochdrehenden und lauten 50ccm Kleinkrafträder.
Die ungedrosselten Kleinkrafträder hatten durch das Wettrüsten der Hersteller und die nahezu ungehemmten "Tuning"möglichkeiten mit dem ursprünglichen Mopedgedanken nicht mehr viel zu tun.
Aus den ehemaligen Mopeds mit 50 ccm Hubraum waren ausgewachsene Motorräder mit Literleistungen von über 140 PS geworden, Drehzahlen in fünfstelligen Bereich und Geschwindigkeiten an die 100 Km/h waren die Regel, nicht die Ausnahme.
Im Jahre 1980 war statistisch jeder dritte Kleinkraftradpilot in eine Unfall verwickelt, daher explodierten die Versicherungsbeiträge in Unermessliche.
Die neuen Leichtkrafträder durften daher max. 80ccm haben und mussten Ihre Höchstleistung bei max 6.000 u/min abgeben, die Höchstgeschwindigkeit war auf 80 Km/h begrenzt. Hier mussten die Hersteller durch verschiedene Maßnahmen einer Manipulation vorgreifen. Dafür wurden die Leichtkrafträder zunächst in die Versicherungsklasse der 10 PS Motorräder eingestuft, womit sich die Prämien auf ca. 1/10 der 50 er beliefen.
Leider blieb dies nicht lange so, denn die Entwicklung der Unfallzahlen verlief anschliessend genau so steil wie bei den schnellen 50ern. Da half auch nicht, dass zum Fahren der 80er die gleichfalls neu geschaffene Führerscheinklasse 1b notwendig war. Diese musste in der Fahrschule erworben werden, incl. theoretischem Unterricht und Fahrstunden und anschliessender Führerscheinprüfung.
Trotzdem war die neue Klasse der 80er vom Start weg erfolgreich.
Allein 1981 wurden rund 100.000 Leichtkrafträder in Deutschland neu zugelassen, 1982 waren es sogar 135.00 Neuzulassungen. Auch bedingt durch die genauso explodierenden Versicherungsprämien sank die Anzahl über 37.00 Einheiten im Jahre 1985 bis auf 9.000 Stück im Jahre 1988.
Hatten die großen Japaner bislang den Markt der Kleinkrafträder nur halbherzig, bzw. gar nicht bearbeitet, sah man hier nunmehr einen riesigen Markt.
Auf Anhieb kamen die Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki auf einen Marktanteil von zusammen gut 60%.
Diesen bauten die vier Japaner bis 1984 auf 85% aus!
Halbwegs erfolgreich stemmte sich von den etablierten deutschen Herstellern lediglich Zündapp mit einem Marktanteil von 13% dagegen, Hercules erreichte noch nicht eimal zweistellige Prozentzahlen und bei Kreidler jubelte man über jede verkaufte Maschine.
Gründe hierfür war eine im Grunde genommen vollkommen verfehlte Modellpolitik, mangelnde Innovationen und preislich nicht wettbewerbsfähige Produkte.
So rief z.B. der meistverkaufte deutsche Hersteller, Zündapp, für das Standardmodell KS 80 schlappe 4.230,- DM auf- fast das doppelte gegenüber dem billigsten Honda-Modell.
Ähnlich gelagert war die Kalkulation bei Hercules in Nürnberg oder auch dem ehemaligen Platzhirschen Kreidler. Die Preisgestaltung bereitete anfangs weder in München, noch in Nürnberg oder Kornwestheim Kopfzerbrechen. Die anfänglichen Zulassungszahlen liessen auf auf eine weiterhin treue Käuferschicht schliessen.
Speziell die deutsche Industrie glaubte Anfangs, mit der neugeschaffenen Klasse der 80er Leichtkrafträder neue Kundengruppen erschliessen zu können. Woher die Hersteller diesen Optimismus nahmen, bleibt wohl auf ewig deren Geheimnis.
Die geburtenstarken Jahrgänge entwuchsen der 80er-Klasse, deutsche Hersteller hatten anschliessend nichts im Programm, zudem erreichten die Versicherungsbeiträge binnen von vier Jahren das Niveau der ehemaligen Kleinkrafträder.
Der deutsche Gesamtmarkt für Mofas/Mokicks/Klein-Leichtkrafträdern war 1986 auf knapp 10 % (!) des Boomjahres 1977 zusammen geschrumpft- das bedeutet, dass in einem Zeitraum von nicht einmal zehn Jahren der Markt um 90% eingebrochen war. Die Gesamtabsatzzahlen 1986 entsprachen gut einem Viertel des gesamten Zündapp-Produktionskapazität von 1977!
Was nicht ohne Folgen blieb. Kreidler ging im April 1982 in Konkurs, 1983 meldete der größte französische Hersteller, Motobécane, Vergleich an.
Zündapp war im August 1984 am Ende, Rixe im Januar 1985 und Puch mußte sich 1987 von der verlustbringenden Zweiradsparte trennen.
Auch Hercules fuhr massive Verluste ein, die jedoch durch die finanzstarke Sachs-Mutter aufgefangen wurden. Trotzdem stellte man auch hier 1986 die Fertigung von Leichtkrafträdern ein. Somit war keine 80er aus deutscher Produktion mehr erhältlich.
Die Ära der 80er endete 1997, seitdem dürfen Jugendliche mit 16 Jahren eine 125er pilotieren, mittlerweile sogar mit 15 PS, was durchaus für Geschwindigkeiten jenseits der 120 km/h ausreicht.
Aber zu dem Zeitpunkt waren ehemals klangvolle Namen wie Kreidler, Zündapp, Rixe, Puch & Co. bereits Geschichte......
Heute haben die 80er längst den Status den Ge-/Verbrauchtfahrzeuges abgelegt.
Im Windschatten der heute sehr populären 50er Kleinkrafträder haben auch die ehemaligen Leichtkrafträder eine feste Liebhabergemeinde gefunden und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
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