Die Jahre 1921- 1939
Die Firma "Rixe&Meyer Maschinen- und Fahrradfabrik" wird Im Winter des Jahres 1920 von den Schlossern August Rixe und Robert Meyer gegründet.- inmitten der Krisenjahre der noch jungen Weimarer Republik.
Am 24. Januar 1921 erfolgt die Eintragung als GmbH in das Bielefelder Handelsregister . Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Maschinen, Fahrrädern und Fahrradteilen.
Die Keimzelle, sprich das Fimengelände und die Gebäude stammten aus dem Privatbesitz von August Rixe.
Später, nach Erwerb weiterer Gebäude, (s.u.) wird dieses als Werk I laufen und bis zum Ende Anfang 1985 in Betrieb bleiben.
Das Stammkapital beträgt anfangs 20.000 Mark.
Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts entsteht im Großraum Bielefeld bereits eine florierende Industrie rund um das noch junge Zweirad.
Und die Region sollte sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einer absoluten Hochburg im Zweiradbau entwickeln. Noch im Jahre 1950 stammten 30% der gesamten westdeutschen Fahrrad-Fertigung aus Bielefeld, incl. einer fast unüberschaubaren Anzahl an Zulieferbetrieben.
Namhafte Unternehmen wie Anker, Dürkopp, oder Göricke produzieren schon lange und in großen Stückzahlen Fahrräder.
Hier möchte sich Rixe als Zulieferer betätigen.
Auch entstehen bereits zu diesem Zeitpunkt die ersten Motorradrahmen als Auftragsarbeiten für andere, kleine Hersteller.
In erster Linie wird jedoch als Zulieferbetrieb für die aufkommende Fahrradindustrie gearbeitet.
Erste Erfahrungen und Kontakte hierzu bringt August Rixe von den Anker-Werken mit, wo er vor der Gründung des eigenen Unternehmens tätig war.
Werk I, Aufnahme der 50er Jahre
Bereits im März 1922 scheidet Robert Meyer wieder aus und August Rixe übernimmt die Firma ganz in seinen Besitz.
Leider ist über die Herkunft Robert Meyers und dessen weiteren Verbleib nichts weiter bekannt.
Nach wie vor wird ausschliesslich in der kleinen Schlosserei auf dem Privatgelände von August Rixe produziert.
In den alten Räumlichkeiten stößt man schnell an die Kapazitätsgrenzen, so dass eine Erweiterung unumgänglich scheint.
Im August 1924 stellt August Rixe einen Bauantrag auf Erweiterung des Werkstattbaus und hat dadurch die Möglichkeit einen neuen Ofen für die Lackieranlage zu installieren.
Umwelt- und Immisionsschutz ist in diesen Zeit noch ein absolutes Fremdwort.
Gleichzeitig firmiert er mit Handelsregistereintrag von 28.8.1924 in Rixe & Co., Gesellschaft mit beschränkter Haftung, um, das Stammkapital wird zunächst auf 18.000 Goldmark abgesenkt.
Durch Ausbau der Räumlichkeiten besteht nun auch die Möglichkeit der Ausweitung des Fertigungsprogrammes, so wird verstärkt auf den Bau von Fahrrädern gesetzt.
Die Belegschaft beläuft sich zu diesem Zeitpunkt auf ca. 30 Mitarbeiter.
Bauantrag, 1924
Die Zeiten sind schwierig. Währungsverfall und die damit verbundene Inflation treibt viele Betriebe in den Ruin, die reale Kaufkraft sinkt.
Trotzdem etabliert sich Bielefeld als ein Zentrum der deutschen Fahrrad/Zubehörindustrie.. Neben bereits bekannten Marken wie Anker, Dürkopp, Göricke, Miele und Bastert siedelten sich eine Vielzahl von Betrieben der Zulieferindustrie an. Hier seien z.B. Hebie, Union, Lepper oder auch Wittkopp genannt. Allein 1923 gab es in Bielefeld über 30 Firmen, die Fahrradrahmen oder auch komplette Räder herstellten.
Ca. ab 1923 entstehen bei Rixe die ersten Fahrräder aus eigener Produktion, zunächst noch unter der Bezeichnung "RICO".
Von Beginn an setzt man auf eine Vermarktung durch überregionale Fachhändler.
Die Absatzzahlen waren überschaubar und reichten dem kleinen Betrieb zum überleben. An Fertigungszahlen, wie sie z.B. Göricke und Dürkopp vermeldeten (1927 jeweils das 1.000.000 Rad) war nicht ansatzweise zu denken.
Trotzdem wird die Fertigung von eigenen Rädern voarangetrieben.
Parallel zur noch geringen eigenen Serienfertigung fertigt man weiterhin Rahmen und Zubehörteile für Fremdfabrikate als Lohnaufträge.
Die Bezeichnung "RICO" findet ab Anfang 1925 keine Verwendung mehr.
Fahrrad-Steuerkopfschild, ca. 1923-24
Im Mai 1922 tritt Heinrich Oberschelp, damals 22-jährig, als kaufmännischer Leiter in das Unternehmen ein. Der gebürtige Bielefelder, der seine Lehre bei den Bielefelder Anker-Werken gemacht hatte, wird bereits 1924 Teilhaber und Geschäftsführer des Unternehmens.
Zunächst übernimmt Oberschelp die kaufmännische, August Rixe die technische Leitung der Rixe-Werke. Beide kennen sich aus den Bielefelder Anker-Werken, wo beide beschäftigt waren.
Anker beschäftigte sich neben der Fertigung von Nähmaschinen bereits seit 1894 mit der Herstellung von Fahrrädern, ab 1902 kamen auch Motorräder hinzu.
August Rixe stirbt bereits im August 1926 im Alter von nur 47 Jahren. Seine Geschäftsanteile und Grundstücke erbt seine Witwe Anna Rixe, die im April 1927 auch zur Geschäftsführerin bestellt wird.
Da nach dem Tode August Rixes Heinrich Oberschelp dessen Aufgaben größtenteils übernommen hatte, beteiligte ihn Anna Rixe durch Überlassung einiger Geschäftsanteile mit insgesamt 50% am Gesellschaftskapital.
Oberschelp sollte die Geschicke der Rixe-Werke bis Anfang der 1980er-Jahre bestimmen und war nach dem Krieg maßgeblich für den Wiederaufbau und den rasanten Aufschwung verantwortlich.
Oberste Devise Oberschelps war es, möglichst eigenständig zu sein und selbstverantwortlich zu handeln.
Dazu gehört für das Unternehmen der eigene Werkzeugbau und die weitestgehende eigene Fertigung aller Teile..
So hatte man die Qualität, an der Heinrich Oberschelp sehr viel gelegen war und eine oberste Rixe-Maxime war, unter Kontrolle.
Auch hat sich Oberschelp massiv für die Einführung neuer Fahrzeugklassen wie Moped, Mokick, und das führerscheinfreie Mofa eingesetzt.
Heinrich Oberschelp engagiert sich auch stark in der heimischen Wirtschaft, von 1933 bis 1943 ist er Präsident der Bielefelder Industrie- und Handelskammer, bevor diese aufgelöst wird und in der neu gegründeten Wirtschaftskammer aufgeht. Auf Betreiben des damaligen Gauleiters Meyer wird Theo Kaselowsky, Schwiegersohn des Inhabers der Wittkop-Werke deren neuer Präsident. Heinrich Oberschelp, 1900-1981
Bis ins hohe Alter bleibt Oberschelp als geschäftsführender Gesellschafter dem Unternehmen verbunden.
Heinrich Oberschelp stirbt 81-jährig am 18. April 1981. Seine Nachfolge tritt der Dipl-Ing. Arend Birkemeyer, ein Enkel August Rixes, an.
Am 14.7. 1924 wird der Markennamen "RIXE & CO. zum Markenschutz beantragt und mit Datum vom 5.1.1925 ins deutsche Markenregister eingetragen.
aus der Fahrzeugfabrik "RICO" wird 1924 die Fahrzeugfabrik "RIXE" RIXE-Garantieschein, 1925
Nach wie vor fährt man zweigleisig. Neben der Fertigung kompletter Räder bietet man noch Rahmen und Zubehörteile, wie z.B. Rahmen, Lenker, Gabeln, etc. aus eigener Fertigung an.
Diese werden größtenteils an Großhändler verkauft, die sich in diesem Programm bedienen und unter eigenem Namen Konfektionsräder herstellen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt erreicht Rixe, gemessen an der eigentlichen Betriebsgröße, eine beachtliche Fertigungsbreite- als auch Tiefe.
Einen Schub in der Auftragslage bringt die 1928 in der deutschen Fahrradindustrie eingeführte DIN-Normierung von Standardteilen. Gab es z.B. bis dato eine nicht zu überschauende Anzahl von Tretlagern, Konen und Kurbeln, waren diese nun einheitlich.
Was wiederum viele Konfektionäre und Händler günstig und in größeren Mengen Fahrräder von beliebigen Lieferanten preiswert zusamenstellen ließ. Ein Umstand, von dem Rixe deutlich profitierte.
Auch werden die ersten Räder unter anderem Namen, z.B. Westfalen (nicht zu verwechseln mit dem Göricke-Westfalenrad), Jagdring oder Hansa angeboten.
Nach dem "schwarzen Freitag" 1929 und dem damit verbunden Niedergang der deutschen Industrieleistung sank die deutsche Industrieproduktion um 43%, der Rückgang in der Stahlherstellung betrug sogar 65%. Prominentes Opfer dieser Umstände war u.a. das Göricke-Imperium, welches Ende 1929 Vergleich anmelden musste.
Trotzdem, gelingt es , Rixe, wenn auch mit großen Mühen, durch diese unruhigen Zeiten zu steuern. Verbunden hiermit ist ein stetiges Auf- und Ab in den Beschäftigungszahlen.
Wie schwierig die damaligen Zeiten gewesen sein müssen, zeigt ein Schreiben der Geschäftsleitung an das Amt für Arbeitsfürsorge und Schwerbeschädigte in Bielefeld vom 28. Mai 1929 (Text nebenstehend)
Großhandels-Katalog, 1925
RIXE & CO. G.M.B.H Brake i.W., den 28.Mai 1929
Fahrrad- und Maschinenfabrik
Brake-Bielefeld
An
die Arbeitsfürsorge für Schwerbeschädigte und Schwererwerbsbeschränkte des Stadt- und Landkreises Bielefeld
B i e l e f e l d
Rathaus
Betrifft: Betriebs-Anmeldung
In Erledigung des Schreibens vom 24.d.M überreichen wir Ihnen einliegend unsere Betriebsanmeldung. Die Ausfertigung dieser Betriebsanmeldung konnte unsererseits nicht termingerecht zurückgesandt werden, weil die Zahl unserer Belegschaft Anfang diesen Monats einem dauerndem Wechsel unterworfen waren. Infolge der vor dem Pfingstfest in unserer Branche einsetzenden Saison waren wir gezwungen, eine Anzahl Neueinstellungen für unseren Betrieb vorzunehmen, sodass sich die Zahl der Angestellten auf ca.90 beläuft.
Da das Fahrradgeschäft nach dem Pfingstfest bedeutend nachgelassen hat, sehen wir uns veranlasst, eine evtl. Reduzierung unserer Belegschaft auf 40 Mann vorzubereiten. Wir haben bereits eine Genehmigung zur Stilllegung in unseren Händen, die wir in Kürze durchzuführen gezwungen sind.
Hochachtungsvoll
RIXE & CO. GmbH
Schreiben an das Amt für Arbeitsfürsorge Bielefeld vom 28.5.1929
Die Wirtschaftkrise forderte besonders in der Hochburg Bielefeld viele Opfer, bzw. Entlassungen und Stilllegungen ganzer Betriebe. Durch ein relativ breites Fertigungsprogramm gelingt es Rixe zu überleben.
Nachdem man sich neben der Fertigung von Einzelkomponenten auch im Bau von Fahrradrahmen und der Fahrradfertigung erfolgreich am Markt etabliert hatte, nimmt man sich neue Ziele vor.
Schon früh wird erkannt, dass ein langfristiges Überleben nur durch Wachstum und neue Geschäftsfelder möglich ist.
Trotz Weltwirtschaftskrise, sechs Millionen Arbeitslosen im deutschen Reich expandiert Rixe.
1932 erwirbt Heinrich Oberschelp die Betriebsgebäude der ehemaligen "Bielefelder Sattelwerke. Diese waren seit 1921 in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Kartonagenfabrik ansässig und grenzten nahezu unmittelbar an das bestehende Werksgelände an.
Ein entscheidender Vorteil ist ein eigener Gleisanschluss an der bedeutsamen Strecke Hannover-Hamm. Nach dem Konkurs der Sattelwerke gehen die Gebäude und das Gelände in den Besitz der Firma Rixe & Co über.
Rechts im Bild ein Briefkopf der 1883 gegründeten Sattel-Werke. Typisch für diese Zeitepoche ist die starke schematische Übertreibung der Größe der Gebäude.
Briefkopf der Bielefelder Sattel-Fabrik, 1908
Dank der neuen Erweiterung bieten sich vollkommen neue Möglichkeiten für die Fertigung, welche deutlich ausgeweitet werden kann.
Das neu hinzugewonnene Gebäude läuft künftig unter der Bezeichnung "Werk II" und beherbergt fortan den eigenen Werkzeugbau, Stanzerei, Galvanik, Montage und Versand.
Auch bezieht die gesamte Verwaltung incl. Buchhaltung, Vertrieb und Einkauf sowie der "Chefetage" Büros in den neuen Räumlichkeiten.
Durch den Ausbau der Fertigung erreicht Rixe eine beachtliche Fertigungstiefe, welches Rixe in den kommenden Jahrzehnten von vielen anderen Konfektionären abhebt und sicherlich ein Grund für den Erfolg ist.
So entstehen in eigener Regie z.B. Gabeln, Bremsen und Blechteile, doch dazu später mehr.
Im Stammhaus, welches nun als "Werk I" geführt wird, verbleibt das Lager sowie bis zum Ende der Roh/Rahmenbau und die Lackiererei.
Frontansicht "Werk II", Haupteingang
Durch die neu gewonnen Rahmenbedingungen ergeben sich neben der Aufstockung der Kapazitäten auch eine Ausweitung des Programmes.
So finden auch Fahrräder in gehobenerer Ausstattung, sogenannte "Chrom-Räder" erstmals Eingang in das Verkaufsprogramm. Signifikantes Merkmal dieser Räder ist die Cord-Ballon Bereifung. Allerdings hat diese nicht lange Bestand, da im Zuge der zentralistischen Nazi 4-Jahrespläne diese Reifen ab 1937 für die deutsche Fahrradindustrie verboten werden um den wichtigen Rohstoff Kautschuk zu sparen. Ab diesem Zeitpunkt kommen dann nur noch schwarze Einheitsreifen zur Verwendung.
Rixe Prospekt Herren-Chromrad, 1933 Rixe-Prospekt Damen-Chromrad, 1933
Im September 1935 wird das Stammkapital auf 20.000,- Reichsmark erhöht.
Zu diesem Zeitpunkt beginnt man mit der Fertigung motorisierter Zweiräder. Mittlerweile ist die Anzahl der Beschäftigten auf knapp 300 gestiegen.
Ab 1935 bis zum Kriegsausbruch werden die ersten Motorräder unter dem Namen "Rixe" produziert.
Dieses sind in erster Linie Motorfahrräder mit 98ccm Sachs-Motor, später kommen auch Modelle mit 2,2 PS Sachs-Kickstartermotor hinzu.
Rixe-Konstruktionszeichnung, März 1935 Rixe 98ccm, Baujahr 1935/36
Oben links im Bild die Konstruktionszeichnung des ersten eigenentwickelten Rixe-Motorrades mit Sachs F33/100 Motor und Tretkurbel. Leider ist die Zeichnung im Laufe der letzten fast 80 Jahre sehr verblasst und daher sind Details auf dem Scan schlecht erkennbar.
Rechts im Bild eine Rixe, Modell 98, Baujahr 1935/36, in der "Herrenversion" mit durchgehendem Tank. In dieser Ausführung gebaut bis 1938.
Der Anfang war jedoch schwer und es war schwierig sich am Markt zu etablieren..
Brake, den 21.Oktober 1935
Betrifft: 52/3 R233/ Ihr Schreiben vom 4.d.M.
So gern wir Ihren Wünschen entsprechen und die Einstellung eines weiteren Schwerbeschädigten möglich machen möchten, so bitte wir doch zu berücksichtigen, dass wir durch die zur Zeit ausserordentlich ungünstige Marktlage in der Fahrradindustrie im Augenblick nicht wissen, wie wir die Mitglieder unserer Gefolgschaft und somit die bereits beschäftigten Schwerbeschädigten überhaupt durch den Winter bringen sollen.
Unsere Belegschaft arbeitet zur Zeit nur 2 bezw. teilweise 3 Arbeitstage pro Woche.
Wenn wir aus rein sozialpolitischen Gründen bisher davon abgesehen haben, Entlassungen vorzunehmen, so bitten wir Sie, die Versicherung unsererseits entgegenzunehmen, dass wir mit dieser Einstellung unter Berücksichtigung unserer stark angespannten Kapitaldecke mehr getan haben, als wir im Rahmen unserer kaufmännischen Verantwortung dieser Sachlage eigentlich tun konnten.
Haben Sie daher unter Berücksichtigung dieser Sachlage die Güte, uns von der Einstellung eines neuen Schwerbeschädigten unter den gegebenen Verhältnissen zu entbinden.
Sobald die Marktlage eine besserer Beschäftigungsmöglichkeit werden lässt, sind wir selbstverständlich gern bereit, den in dieser Hinsicht an uns herantretenden Verpflichtung zu genügen.
Heil Hitler !
Rixe & Co
G.m.b.H
Schriftverkehr mit der Arbeitsfürsorge für Schwerbeschädigte, Bielefeld
Anfang 1936 überarbeiten die Bielefelder das Programm der Motorräder und ergänzen dieses u.a. um eine Damenversion. Diese unterscheidet sich durch einen freien Durchstieg und einer daraus resultierenden veränderten Rahmengeometrie. Das Herrenmodell wird als "streng moderner und formschöner Rohrrahmen" beworben. Auch ist das Damen-Modell nur mit Pedalen erhältlich, im Gegensatz zu der Herren-Kickstarterversion. Auch sorgt der gekröpfte Lenker für eine aufrechtere Sitzposition, die Motorisierung ist identisch. Zudem ist ist das "Damenmodell" rund 10% günstiger.
Beide Modelle sind mit dem 2 1/2 PS leistenden 98ccm-Sachs-Motor ausgerüstet.
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Rixe-Prospekt 1936, Kickstarter-Modell | | Rixe-Prospekt 1936, Damen-Modell |
Bereits Mitte des Jahres 1936 erfolgt eine erneute Ausweitung, bzw. Ergänzung des Motorrad-Programmes. Neben den bis dahin ausschliesslich verwendeten und millionenfach bewährten 98ccm Sachs-Motoren werden die Modelle nun auch alternativ mit leistungsstärkeren Antrieben aus dem Hause ILO angeboten. Diese verfügen über einen Hubraum von 118 ccm und sind nur unwesentlich teurer als die kleineren Sachs-Modelle.
Es bleibt bei der freiwilligen Selbstbeschränkung auf die kleinen, leichten und preiswerten Modelle bis 120 ccm. Größere und hubraumstärkere Modelle werden nicht entwickelt, es fehlt wohl nicht zuletzt an finanziellen Möglichkeiten und Kapazitäten für derartige Modelle.
Auch nimmt ,man bewußt Abstand von Viertaktmotoren und setzt stattdessen auf preiswerte Brot- und Buttermotorräder für den Massenmarkt
Mit dem vorhandenem Programm fährt Rixe trotzdem gut, zumal das Kerngeschäft weiterhin im Bereich der Fahrräder liegt.
Nach wie vor setzt Rixe auf eine reine Vermarktung über den Fachhandel. Diese betrifft das gesamte Programm, also neben Fahrrädern auch die motorisierten Zweiräder.
Das Lieferprogramm (siehe nebenstehende Preisliste) bleibt bis Kriegsanfang in nahezu unveränderter Form bestehen.
Gemessen an den lange etablierten Herstellern wie NSU, DKW, Zündapp, Triumph oder BMW ist der Anteil der Rixe-Motorräder am deutschen Gesamtmarkt zu diesem Zeitpunkt verschwindend gering.
Auch findet ein Export quasi nicht statt, es fehlen hierfür die Strukturen.
Trotzdem sichert die Fertigung und der Vertrieb jedoch dem kleinen Unternehmen aus dem ostwestfälischen Bielefeld ein wirtschaftliches Auskommen.
Rixe-Preisliste für Händler, 1936
Nach dem erfolgreichen Aufbau der Motorradproduktion wendet man sich 1936/37 wieder verstärkt der Herstellung von Fahrrädern zu. Es wird ein breites Programm auf die Beine gestellt, welches recht umfangreich ist und Herren/Damenräder genauso umfasst wie Rennräder und Kinderräder.
Das Programm umfasst zu diesem Zeitpunkt 16 verschiedene Fahrrad-Typen, 5 Motorräder und 3 Saxonette-Fahrzeuge.
Bereits jetzt ist man bemüht, die hochwertige Qualität hervorzuheben und als zentrales Verkaufsargument zu nutzen.
Eine Strategie, die bis zum Ende gut 50 Jahre später Bestand haben sollte.
Rixe-Prospekt, Ende 1937
Der erste größere Verkaufserfolg stellt sich jedoch mit dem 1937 vorgestellten "Saxonette" Modell ein.
Dieser Einbaumotor fand bereits kurze Zeit nach seiner Präsentation bei vielen Konfektionären großen Zuspruch.
Einfach aufgebaut, zuverlässig und sparsam im Verbrauch wurde er für Sachs zum Topseller.
Die Saxonette-Modelle der verschiedenen Hersteller mobilisierten Mitte/Ende der 30er Jahre eine breite Mittelschicht.
Auch bei Rixe erkennt man die Vorzüge und Möglichkeiten des neuen Einbaumotors.
Es entstehen intern verschiedene Versuchsfahrzeuge, letztlich entschied man sich jedoch für die Fertigung von drei verschiedenen Modellen.
Ins Programm Eingang finden dann Saxonette-Fahrzeuge in Damen/Herrenversion sowie in einer Ausführung mit Kreuzrahmen.
Die Versionen in Damen-bzw. Herrenausführung basieren auf bereits bestehenden Fahrradrahmenmodellen, die Ausführung in der Kreuzrahmen ist hingegen eine Neukonstruktion speziell für die Verwendung des Hilfsantriebes.
Trotzdem bleibt die fortschrittliche Konstruktion des Kreuzrahmens im Verkauf deutlich hinter den anderen beiden Modellen zurück.
Sachs-Prospekt, 1936
Rixe-Saxonette DT= Damenversion, 1938 Rixe Saxonette HT= Herrenversion, 1938 Rixe Saxonette K= Kreuzrahmen, 1938
Bei den größeren Modellen bleibt man bei bewährtem. So werden in den 98er Modellen Sachs-Motoren verbaut, bei den größeren 118ccm Modellen finden Einbaumotoren aus dem Hause ILO Verwendung.
Große Weiterentwicklungen finden nicht statt, das drohende Unheil wirft bereits seine langen Schatten voraus. So wurde bereits die Wirtschaft auf die erforderlichen Voraussetzungen für einen Krieg getrimmt, einer ganzen Reihe von etablierten Betrieben war es nunmehr untersagt, motorisierte Fahrzeuge zu produzieren. Diejenigen, die noch produzieren durften, mussten sich an eine Reihe von Bestimmungen und Vorgaben halten. Dieses ging über die Verwendung, bzw. Nichtverwendung bestimmter Materialien bis hin zur einheitlichen Festlegung wie Radgröße, Farbe, etc.
Rixe-Prospekt Motor-Fahrrad, Herren Modell, 1938 Rixe- Prospekt Modell Kickstarter, 1938
Kurz vor dem Krieg hat sich Rixe, achtzehn Jahre nach Gründung, als Hersteller von Fahrrädern und Motorfahrzeugen ein guten Ruf erarbeitet und im Markt etabliert.
Im Gegensatz zu den marktführenden Bielefelder Unternehmen wie Anker, Dürkopp oder Göricke glänzt Rixe zwar nicht mit exorbitanten Stückzahlen, dennoch produziert das Unternehmen bis Kriegsausbruch über 1,3 Millionen Zweiräder und gehört damit bereits vor dem Krieg zu den Großen in der Branche.
Auch gelingt es das Vertriebsnetz weiter auszubauen. 1938 kann die Fa. Josef Wagner in Wien als Generalvertreter für die neu entstandene Ostmark gewonnen werden. Diese umfasst nach dem Anschluß Österreichs an das deutsche Reich das gesamte ehemalige Gebiet Österreichs. Mit Datum vom 9. September 1938 wird ein auf zunächst fünf Jahre befristeter Vertrag geschlossen. Dieser regelt neben einer Provision von 5% auf alle verkauften Rixe-Waren auch das Alleinvertretungsrecht für die Ostmark.
Briefkopf, Fa. Wagner, Wien (Generalvertreter für die "Ostmark"), 1938 Schreiben/Postkarte Fa. Wagner, Wien 1941
Das Geschäft in den neuen Reichsgebieten läuft in Friedenszeiten noch gut an, im ersten Geschäftsjahr wird mit der Fa. Wagner in Wien ein Umsatz von knapp 75.000,- Reichsmark erzielt. Es werden über 1.000 Fahrräder verkauft, dazu kommen noch 80 Leichtmotorräder (Mofas), Saxonetten sowie Motorräder.
Leider bleibt diese Geschäftsbeziehung auf Dauer nicht sehr harmonisch. Speziell seit Kriegsausbruch belasten Lieferengpässe auf der einen sowie Zahlungsschwierigkeiten auf der anderen Seite das Tagesgeschäft.
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