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                                                                                                        Die Jahre 1979-85

 

1979 erfolgen geringe Veränderungen im Bereich der Mofas. Der Mofamarkt boomt nach wie vor, auch Fahrräder laufen gut.

Während sich Anfang der 1980er Jahre der Trend zum preiswerten Fahrrad aus dem Kaufhaus oder Baumarkt stärker durchzusetzen beginnt, setzt Rixe nach wie unverändert auf den Qualitätsbegriff und den Absatz über den Zweirad-Fachhandel.

 

heute nahezu vergessen und bedeutungslos- damals (1980) gängige Praxis: Zahlungswechsel eines Fachhändlers über 16.938,20 DM

 

Das seit 1976 nahezu unveränderte Mokick RS50-B wurde zum Modelljahr 1980 durch das Mokick  vom Typ R 504, einer kompletten Neuentwicklung, ersetzt. Diese basierte auf dem bewährtem Mofa R503.

 

Mit deutlich modernerem Design und zeitgemäßer Ausstattung präsentierte Rixe das neue Mokick.

Angelehnt an das 3-Gang Sportmofa R503, bildete ein stabiler Doppelschleifen-Rohrrahmen das Rückgrat.

Sturzbügel, Gepäckträger, Cockpit mit Drehzahlmesser und Gußfelgen waren neben einem Sachs 4-Gang Motor Serie.

Original Pressetext Rixe:

 "Das Mokick R504 liefert Rixe jetzt in einer neuen Ausführung, dabei wahlweise mit oder ohne Blinkanlage.

Ein stabiler Schleifenrahmen, der neue Sachs-Motor 506/4 AKF, Cockpit mit beleuchtetem Tacho und Drehzahlmesser und ein 10,25 Liter Tank, sind die hervorstechenden Merkmale."

                                                                                                                                                                         Werksfoto Rixe, Mokick R 504, 1979                                                                                                                                                                                                                                                         

                                                                                    Rixe-Prospekt, 1980

 Ab 1980 für 2.399,- DM zu haben. 1982 rief Rixe hierfür 2.344,- DM auf, die Ausführung mit Blinkanlage stand mit 2.569,- DM in den Preislisten.

Ein stolzer Preis, für den der Käufer aber für diese Klasse überdurchschnittliches geboten bekam.

So waren sämtliche lackierten Teile kunststoffbeschichtet, Gußfelgen serienmäßig und die Schutzbleche aus Nirosta-Edelstahl.

Hinzu kamen noch in der Härte verstellbare hintere Federbeine. Eine Blinkanlage war gegen Aufpreis erhältlich, genauso Sturzbügel.

   

                                                                                                                Rixe-Prospekt, 1980

So erfolgreich Rixe auch mit den Mofas war; gelang es den Bielefeldern nicht, wirtschaftlich interessante Absatzzahlen mit Mokicks und Leichtkrafträdern zu erzielen.

Das Mokick R 504 blieb bis zum Ende 1985 im Programm, in abgewandelter Form auch als Mofa, Typ "R 503"

Es entsteht auch ein Modell vom Typ "R504 Enduro". Allerdings ist dieses über den Prototypenstatus nie hinausgekommen.

Ein "handgemachtes" Einzelstück wird auf der IFMA 1984 ausgestellt und direkt vom Stand weg verkauft. Zu einer Weiterentwicklung oder Serienfertigung kommt es nicht mehr..

In den offiziellen Verkaufslisten taucht die Enduro-Version jedenfalls nicht auf. 

 

 Das damalige Vorserienmodell der R504 ist über Umwege mittlerweile wieder aufgetaucht.

Das Mokick hat über 20 Jahre vergessen in einem Schuppen verbracht.

Auch sind im Nebel der Zeit einige Anbauteile wie Sitzbank, Cockpit und Auspuff durch Fremdteile ersetzt worden.

Leider war es nicht möglich, die genaue Geschichte des Einzelstückes zu rekonstruieren, interessant ist es trotzdem...

Trotzdem ist noch zu erkennen, dass die Konstruktion der Enduro, obwohl "zwischen Tür und Angel" zusammengebaut, über stimmige Proportionen verfügte, die sicherlich den Geschmack der potenziellen Käufer gefunden hätte.

Eigentlich unverständlich, warum man sich nicht zu Serienfertigung entschließen konnte.

                                                                                                                                                   Rixe R504 Enduro Einzelstück, Baujahr 1984, Aufnahme 201

 

 

Die neue Klasse...oder die vertane Chance...

 

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Das Ende 

Seit Anfang der 80er Jahre ging es der deutschen Zweiradindustrie schlecht. Dabei hatten die 80er für die deutsche Industrie so gut begonnen.

Im Jahre 1980 vermeldete der Verband der deutschen Hersteller bei Fahrrädern noch ein Plus von deutlich über 20 % zum Vorjahr. Während der Absatz von Mofas mit 11% deutlich rückläufig war, konnte dieses durch einen verdoppelten Umsatzzuwachs bei Mopeds aufgefangen werden, bei Mokicks lag die Steigerung  bei 46%.

Doch zogen bereits die ersten dunklen Wolken am Horizont auf. Der Absatz von Kleinkrafträdern brach 1980 um fast 65% ein.

Das ehemals blendende Geschäft mit Kleinkrafträdern, wo man nahezu Monopolstellung hatte, gab es nicht mehr.

Große Hoffnung setzte man seitens der deutsche Zweiradindustrie daher zunächst in die neu geschaffene Klasse der Leichtkrafträder.

Trotzdem verschlief man deren Entwicklung, obwohl maßgeblich mitgestaltet, nahezu komplett.

Überholte Technik wie Gemischschmierung, Ziehkeilschaltung und tlw. noch 6Volt waren der Jugend nicht mehr zu vermitteln.

Zumal es die Japaner für stellenweise der Hälfte des Preises es besser machten.

Als Beispiel sei o.g.  Rixe RS 80W   genannt. Zwar technisch solide und ausgereift. Aber für den Preis gab es schon fast eine Yamaha RD 250LC.

Ein massiver Knick für alle Hersteller bedeute die Pflicht einer Prüfbescheinigung für Mofafahrer. Waren diese bislang ohne jede Prüfung zu bewegen, mussten nunmehr alle nach dem Stichtag 1.April 1965 geborene beim TüV eine theoretische Prüfung ablegen, was sich verkaufshemmend auswirkte.

Ein weiterer Einbruch erfolgte mit der sich abzeichnenden Einführung der Helmpflicht für Mofafahrer, welche letztlich 1985 verbindlich wurde.

 

Schließlich mussten ehemalige Giganten auf diesem Markt wie Kreidler schlussendlich im April 1982 oder Zündapp im Frühjahr 1984 Konkurs anmelden. Als einzig namhafter Hersteller überlebte Hercules die 80er Jahre- auch nur Dank der finanzstarken Konzernmutter Sachs.

Im Jahre 1981 konnte  Rixe den Bau von insgesamt über 5  1/2 Millionen Zweirädern seit Gründung vermelden. Nachdem viele namhafte Fahrradhersteller Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre ihre Tore geschlossen hatten, war Rixe nunmehr der größte Fahrradhersteller in Deutschland.

So konnte Rixe im Geschäftsjahr 1981 noch ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren, blieb jedoch seit 1982 auch nicht von hohen Verlusten verschont.

Am 18 April 1981 stirbt der geschäftsführende Gesellschafter, Heinrich Oberschelp, 81-jährig an den Folgen eines Reitunfalles. Oberschelp leitete fast 60 Jahre die Geschicke des Unternehmens. Seine Geschäftsanteile übernimmt seine Tochter, Gertrud Fösel.

Fösel, geborene Oberschelp, hatte bereits seit 1966 Prokura und stieg somit in die Geschäftsleitung auf.

Trotz des angespannten Marktes und der unsicheren Lage investierte Rixe hohe Summen in den Ausbau und Modernisierung der Fertigung und in ein neues Fahrradprogramm.

So nahm man  1980 eine neue Lackieranlage in Betrieb, die zu den modernsten ihrer Art in der ganzen Branche gehörte.So wurden z.B. Rahmen und Anbauteile jetzt nicht mehr lackiert, sondern Kunststoffbeschichtet. Eine hohe Investition, die sich leider nicht mehr auszahlen sollte.

Gleichfalls präsentierte Rixe Ende 1982 eine Neuheit im Fahrradsektor, ein Fahrrad mit Hinterradfederung. Diese Neuheit war zwar mit Detailmängeln behaftet, sorgte trotzdem für einiges Aufsehen. Allerdings blieben die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück, was sicherlich nicht zuletzt an dem recht hohen Verkaufspreis lag. Die aufwendige Fertigung schlug sich in einem Verkaufspreis, je nach Ausführung, von über 500,- DM nieder. Und lag damit über dem doppelten Preis für ein normales Rixe-Fahrrad in Standardausführung. Erhältlich sowohl in Damen- als auch in Herrenversion.

Der Antrag auf Erteilung eines Patents beim deutschen Patentamt in München geschieht am 18. August 1982, eingetragen wird dieses am 23.Februar 1984.

   

                                                                                                       Prospekt Rixe-Federrad, 1982

Auch fehlte aufgrund dieser immens hohen Investitionen das Geld um die dringend benötigte Modernisierung des völlig veralteten Maschinenparks, der stellenweise noch aus den dreißiger Jahren stammte, voranzutreiben.

 Zu Beginn des Jahres 1983 wird für die Belegschaft Kurzarbeit ausgerufen.

Gründe hierfür waren u.a. ein drastischer Preisrutsch im Fahrradmarkt. Durch den Boom Anfang der 80er hatten alle großen Fahrradhersteller die Fertigungskapazitäten deutlich aufgestockt. Nunmehr drückte jedoch haufenweise billige Massenware aus Fernost auf den Markt, welche über Kaufhäuser und Baumärkte verkauft wurde.

 

In einem Interview Mitte 1983 beklagt der geschäftsführende Gesellschafter Arendt Birkemeyer einen beinharten Wettbewerb und Preiskampf in der Branche, besonders im unteren und mittleren Segment.

Die Tagesproduktion beträgt Ende 1983  rund 450 Fahrräder, die Belegschaft beläuft sich auf 250 Mitarbeiter.

Sogar über Filialen von Kaffeeröstern wurden nunmehr Fahrräder zu Schleuderpreisen vertrieben, teilweise sind diese Räder nur vormontiert und müssen vom Käufer noch selbst zusammengebaut werden.

Natürlich konnten diese Fahrräder in puncto Qualität, Ausstattung und Service nicht viel bieten- aber billig waren diese und wurden auch entsprechend gekauft

Als Reaktion hierauf entwickelte Rixe noch im Frühjahr 1984 in Zusammenarbeit mit der Bundesfachgruppe Zweirad das sogenannte Modell "Mechanikus".

Dieses zielte bewusst auf die Räder von Tchibo ab und war nur in "Kaffeebraun" erhältlich.

Der Name "Mechanikus"  sollte bewusst den Bezug zu einem qualitativ hochwertigen und durch den Fachmann zu pflegendem Produkt herstellen.

 

Aufgerufen wurde für dieses Rad ein Endverkaufspreis von 294,- DM, was bei der vorhanden Ausstattung wie z.B.: TS-Antrieb, Chromfelgen, F&S 5-Gang, Union-Beleuchtung, Bügelschloß, Alu-Guß-Vorbau, Weinmann Felgenbremsen und verchromten Gepäckträger durchaus ein attraktives Angebot darstellte und nur über den Fachhhandel zu beziehen war. Im Nachhinein ein eher hilfloser Versuch den unvermeidlichen Wandel des Marktes aufzuhalten.

Dieser Wandel ging zu Lasten etablierter Hersteller wie Rixe oder auch Hercules und Göricke, welche Ihre hochwertigen, aber auch hochpreisigen Produkte ausschließlich über den Fachhandel an den Endverbraucher brachten.

Zu einem extrem verregneten Sommer 1984 gesellte sich noch ein lang anhaltender Streik in der Metallwarenindustrie, der auch Rixe voll traf.

Im Jahre 1984 hatte Rixe  einen Umsatzrückgang von 25% zu verkraften. 

Dennoch gelingt es 1984 noch insgesamt 120.000 Fahrräder und 10.000 Mofas abzusetzen.

 

1984 wird trotzdem noch an der Weiterentwicklung der Mofapalette gearbeitet.

Es entsteht ein komplett neues Modell, welches "Gipsy" heißen soll.

Dieses soll das bestehende Programm ergänzen, die Top-Seller High-Sport, Tourismo und Champion/Libelle sollen parallel weiterlaufen.

Neu ist die Verwendung von vielen Kunststoffteilen sowie der Verzicht auf Chromzierrat, was das Mofa preislich attraktiv machen soll, der Rahmen wird von den Topsellern der Tourismo/Champion/High-Sport Modelle übernommen.

Als Motorisierung ist weiterhin der bewährte Sachs 505-Motor, wahlweise als Automatic oder 2-Gang vorgesehen.

Es entsteht ein Prototyp, erste Probeprospekte (siehe links) werden gedruckt, das Modell soll in Serie gehen.

Auch sind bereits die ersten Teile von den Zulieferern im Haus.

Oktober 1984 wird die Erteilung einer ABE beim Kraftfahrtbundesamt beantragt, welche am 21. Dezember erteilt wird.

Kurz vor Anlauf der Serienfertigung kommt die Nachricht vom Konkurs und das neue Modell wird nicht mehr gebaut.

Da es, bedingt durch die Werksferien und dem anschließenden Konkurs, nicht mehr zu einer Serienfertigung kommt, wandern anschließend hunderte Exemplare des neuen Mofatyps unmontiert in die Mülltonne.

Es hat kein Exemplar der letzten Neuheit aus dem Hause Rixe überlebt.

              Rixe-Vorserienprospekt "Gipsy"

 

1984 beläuft sich der Gesamtumsatz  auf etwas über 20 Millionen DM, die Exportquote liegt bei 6-8%.

Das Stammkapital in Höhe von 800.000,-DM wird alleine von den Gesellschaftern gehalten und liegt somit noch komplett in Familienbesitz.

 Aufgrund der unbefriedigenden Geschäftslage wird bereits im Winter 1983/84  intern über einen drastischen Stellenabbau beraten. Dieser scheitert jedoch an den hiermit verbundenen zu hohen Kosten.

So ist  z.B. zum Zeitpunkt des Konkurses über die Hälfte der Belegschaft älter als 50 Jahre. 

Zwar gelingt es durch normale Fluktuation und einige Entlassungen die Belegschaft um insgesamt 30 Mitarbeiter zu verkleinern, aber das reichte nicht.

Daraus resultierend stieg der Schuldenstand rapide an und die Rückführung der aufgenommenen Kredite war nicht möglich.

Im Gegenteil-  ein Ende 1984 aufgestellter Finanzplan zeigte, dass noch weitere finanzielle Mittel zur Abwendung eines Konkurses benötigt wurden..

Am 21. Dezember 1984 geht die Belegschaft in die Weihnachtsferien, mit diesem Zeitpunkt stellte Rixe die Zahlungen ein.

Über den Jahreswechsel wurde die gesamte Belegschaft in den Zwangsurlaub geschickt.

Diese Umstände, verbunden mit einer geringen Kapitaldecke veranlassten die Deutsche Bank, welche die Hausbank Rixes war,  zur Kündigung aller Kredite zum 31.Dezember 1984.

Somit waren die Rixe-Werke zahlungsunfähig. Anschließende Verkaufsversuche scheiterten. 

Am 4. Januar 1985 wurde der Konkurs beantragt und unter dem Aktenzeichen 6 N/185 am 8.Januar 1985 um 14.30 Uhr beim Bielefelder Amtsgericht eröffnet.

Die  verbliebenen 161 Arbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.

Es wird noch kurz die Möglichkeit einer Auffanggesellschaft erwogen, auch wird die Weiterführung in deutlich kleinerem Umfang in Erwägung gezogen, allerdings dann mangels Perspektive nicht weiter verfolgt.

Zum Konkursverwalter wird vom Amtsgericht der Bielefelder Wirtschaftsprüfer Dieter Koppe eingesetzt, der seine Arbeit unmittelbar aufnimmt.                                                                                    

                                                                                                                                           Anschreiben des Konkursverwalters an die Gläubiger, 15.1.1985

Bereits vor Beantragung des Konkurses hatten die Gesellschafter die Auflösung und Liquidation des Unternehmens beschlossen.

Noch zu Lebzeiten hatte Heinrich Oberschelp die Immobilien ausgelagert und in eine Grundstücksverwaltungsgesellschaft überführt, somit flossen im Zuge des  Konkurses nur die Betriebsmittel und Warenbestände in die Verwertung, bzw. Konkursmasse ein.

 

Ziemlich zeitnah wurden die gesamten Produktionanlagen demontiert und nach China verschifft.

Von besonderem Interesse für die Chinesen war hier in erster Linie die neue und hochmoderne Lackieranlage, welche von den chinesischen Montagetrupps neben anderen Großgeräten komplett demontiert und auf den Weg in das Reich der Mitte geschickt wurden.

Ein Schicksal, welches knapp ein Jahr vorher Zündapp teilte.

An kleineren Maschinen oder Einrichtungsgegenständen hatten die Chinesen kein Interesse. Diese wurden vor Ort an jeden, der Interesse hatte, für kleines Bargeld verkauft- vom Hammer bis zur Standbohrmaschine.

Der gesamte Ersatzteilwarenbestand wurde vor Ort verschrottet, die Materialien für die Fahrradfertigung übernimmt die Fahrradfabrik Sprick in Gütersloh, welche auch zunächst die Marken- und Namensrechte erwirbt.

Neben einer größeren Menge an Mofas standen noch 10.500 produzierte Fahrräder auf Halde, diese wurden größtenteils in den Export verramscht.

Im April 1985 werden die letzten Maschinen und halbfertige Produkte versteigert. 

Der Abbau der letzten Produktionsanlagen dauerte bis 1988. Erst drei Jahre nach Produktionseinstellung wurde die Galvanik demontiert und die noch reichlich vorhanden Chemie-Stoffe entsorgt.

Das im Januar 1985 eröffnete Konkursverfahren ist im August 1991 abgeschlossen.

Mit Datum vom 7. November 1991 wird die Gesellschaft offiziell und von Amts wegen gelöscht. Damit sind die Rixe & Co. Fahrrad- und Motorradfabriken GmbH endgültig Geschichte.

Dokument des Amtsgerichtes Bielefeld über die Konkurseröffnung

 

Hier einige Bilder nach dem Konkurs und dem anschließenden "Plünderungs-Tourismus". (Bilder von Frau Hermine Oberück)

Leider zeigt sich an diesen Bildern, dass eine geordnete Abwicklung und ordentliche Auflösung augenscheinlich nicht möglich wa

So ist leider auch nur ein Teil des Firmnarchivs erhalten geblieben, viele Sachen, Unterlagen und Einrichtungen verschwanden auf seltsame Weise. 

   

Kleinmaschinen waren für China uninteressant

 

Nahezu die gesamte Einrichtung wurde "geplündert" 

 

   

Alles war irgendwie für irgendwen zu gebrauchen

 

Die ehemaligen Stanzen, verschifft nach China

 

   

Blick in die ehemalige Dreherei

 

was von der Fertigung übrigblieb...

 

   

 

im Vordergrund sind noch die Fundamente der Maschinen erkennbar

ehemaliges Werk II

 

Maschinen bereit zum Abtransport

Und so unrühmlich enden 64 Jahre Bielefelder Zweiradfertigung.

 

 

Unmittelbar nach Eröffnung des Konkursverfahrens Anfang Januar 1985 sicherte sich der Fahrradhersteller Sprick aus Gütersloh neben den Großteilen der Warenbestände auch die Marken- und Namensrechte.

Bereits Ende Februar vertrieb Sprick unter der Firmierung " Rixe Fahrräder  Herstellung und Vertrieb GmbH&Co"  mit Sitz in Gütersloh und mit neuem Logo wieder Rixe-Zweiräder.

Allerdings hatte dieses Unternehmen herzlich wenig mit dem Bielefelder Vorgänger zu tun. Von der ehemaligen Geschäftsführung war hier niemand mehr tätig, auch fanden sich nahezu keine ehemaligen Mitarbeiter aus Bielefeld hier wieder.

Viel Erfolg war Sprick hiermit nicht vergönnt. Man verstand es nicht, das alte und hochwertige Markenimage zu übernehmen und zu pflegen, stattdessen hoffte man auf einfache Umsätze.

Sprick, bis dahin nur für einfache und billige Fahrräder bekannt, konnte bedingt durch seinen Ruf auch nicht die ehemalige gute Rixe-Stellung im wichtigen Fachhandel übernehmen.  Sprick- Kerngeschäft war der Absatz u.a. über Baumärkte und Kaufhäuser.

Exemplarisch für die lieblose Übernahme und der Umgang mit der neuen Marke ist z.B. nebenstehende Originalrechnung. Hier wird ein aus der Konkursmasse übernommenes Mofa vom Typ "Tourismo" als Mofa "Tourismus"  bezeichnet und verkauft..

Bereits 1988 verkaufte Sprick die Markenrechte an die Derby Cycle GmbH weiter.

Rechnung von Rixe/Sprick März 1985 über ein "Tourismus"-Mofa

 

 

Ein Resümee

 

Mit dem Konkurs Rixes verlor auch Bielefeld endgültig seinen Ruf als führende Fahrradhochburg.

Insgesamt produzierte Rixe fast 6 Millionen Zweiräder, damit auch über 25% aller jemals in Bielefeld hergestellten Räder.

Es ist heute müßig darüber zu spekulieren ob dieses nötig war. Hat es doch eigentlich von den ehemals unzähligen deutschen Herstellern keiner geschafft bis heute zu überleben. Immerhin war Rixe einer der letzten.

Trotzdem muss die Frage erlaubt sein...war das wirklich nötig, bzw. unabwendbar- und welche Gründe waren letztlich ausschlaggebend.

Sicherlich hätte Rixe eine Überlebensperspektive gehabt. Aber hierfür hätte es beizeiten eine schonungslose Markt/Wirtschaftsanalyse geben müssen. Die Fertigungstiefe war bis zum Ende beispiellos, so wurden z.B. noch Kettenräder, Pedale, Lenker und sonstige Anbauteile selber hergestellt, auch wurden noch alle Räder in Brake von Hand eingespeicht. Alles Standardteile, welche auch schon in den 1970er Jahren div. Zulieferer wesentlich günstiger hätten liefern können- die Liste ließe sich hier beliebig fortführen. Zwar hat man div. Rahmen in Italien zugekauft, dieses jedoch nicht weiter konsequent verfolgt, da diese den damaligen hauseigenen Qualitätsansprüchen nicht genüge taten.

Passend hierzu wurden, abgesehen von der hochmodernen Lackieranlage im Jahre 1981, schon lange keine Investitionen in die Fertigung vorgenommen.

Auch suchte das Lieferprogramm in der Breite seinesgleichen. Es wurden noch Exoten wie Trimmräder, Anhänger und Tandems angeboten, neben dem schon jeher defizitärem Geschäft mit den motorisierten Zweirädern.

Neue Nischen oder das Gespür für Trends im Markt, wie z.B. hochwertige BMX-Räder wurden nicht besetzt, sicherlich hatte auch Heinrich Oberschelp im hohen Alter nicht mehr die Kraft und den nötigen Weitblick hierfür.

Die schon Jahrzehnte vor dem Konkurs schwelende Frage der ungelösten Nachfolgeregelung tat ein übriges.

Und so kam es, wie es kommen musste...trotzdem hat Rixe in den 64 Jahren des Bestehens in vielen Dingen Maßstäbe gesetzt und sich lange in einem schwierigen Umfeld gegen teilweise übermächtige Konkurrenz behauptet.

Zu schade um vergessen zu werden....

 

Zumindest der Name lebt heute noch weiter.

 

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