Die Jahre 1961-1969
Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre war in Deutschland der Motorsport sehr populär. Hier insbesondere die Trialwettbewerbe, wo oftmals Werksteams oder Werksunterstützte Privatfahrer antraten. Dominiert wurde diese Klasse von den Hercules GS-Modellen und Zündapps Geländesportmaschinen.
Auch mischten hier Rixe-Maschinen teilweise sehr erfolgreich mit.
Offizielle Werksteams oder auch Werksmaschinen gab es nicht. Jedoch konnten engagierte Rixe-Mitarbeiter auf die Möglichlichkeiten des Werkes zurückgreifen und eigene Maschinen, quasi mit inoffizieller Werksunterstützung, entwickeln. Auch entstanden auf speziellen Kundenwunsch einige Wettbewerbsmodelle, jedoch nie offiziell.
Trotzdem bildete sich ein harter Kern aus Geländesport-Enthusiasten heraus, die über Jahre viele Erfolge auf Rixe-Maschinen errangen.
Die an den entsprechenden Wettbewerben teilnehmenden Rixe-Mitarbeiter unterstützte das Werk ferner mit der Gestellung eines Transportfahrzeuges sowie Benzin, Werkzeug und Ersatzteilen.
Das Rixe-"Werksteam" 1961, mit den Fahren Heinrich St., Kurt P., Dieter W. links Kurt P., rechts Dieter W.
Sehr erfolgreich war hier u.a. Heinrich St., welcher immer wieder wettbewerbsfähige Rahmen und Maschinen entwickelte und diese auch in Läufen der deutschen Meisterschaft einsetzte.
Rechts im Bild eine eigenentwickelte Trial-Maschine auf Basis der Rixe RS 100.
Für den Wettbewerb wurden Radstand, Schwingenlagerung und die Fahrwerksgeometrie entsprechend modifiziert.
Die zunächst verwendeten ILO-Motoren fanden sehr bald keine Verwendung und wurden durch auf den Einsatz abgestimmte Sachs Motoren ersetzt.
Da man im Hause Rixe über ein traditionell gutes Verhältnis zum Hause Sachs/Hercules verfügte, wurden viele Fahrwerkstechnische Entwicklungen und Abstimmungen gemeinsam genutzt.
An dieser Stelle vielen Dank an die Herren Heinrich St. und Kurt P., welche mir die Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.
Herr Heinrich St. war danach noch viele Jahre und bis zum Ende in der Fertigung der Rixe-Werke tätig und für die Konstruktion und Weiterentwicklung vieler Rixe-Motorräder/Mopeds und Mofas verantwortlich.
Herr Kurt P. war bis 1965 bei Rixe für die Fertigung und TüV-Abnahmen verantwortlich und zudem noch Gründungsmitglied des MSC Brake, welcher noch noch heute über die Grenzen Bielefelds im Trialsport bekannt ist.
Beide fuhren Anfang der 60er Jahre mehrere male um die deutsche Meisterschaft auf Rixe-Maschinen mit.
Rixe-Wettbewerbs Trialmaschine, 1960
Der dritte im Bunde, Herr Dieter W., gleichfalls Gründungsmitglied des MSC Brake und ehemaliger Rixe-Werksfahrer, war an Bord der Concorde welche im Juli 2000 in Paris beim Start verunglückte und kam hierbei tragischerweise ums Leben.
Kurt P. auf Eigenbau Rixe-Senator 250 ccm, 1959 Kurt P. auf Eigenbau, Basis Rixe RS 100, man beachte die Vorderschwinge!
Eine zunehmende Professionalisierung und der damit verbundene Aufwand an Zeit und Mitteln beendeten das Engagement Mitte der 60er Jahre.
Nachdem der Markt für große Motorräder Ende der 50er Jahre faktisch zusammengebrochen war, zeigte sich Rixe dennoch gut aufgestellt.
Das Geschäft mit Fahrrädern lief hervorragend, auch der Absatz von Mopeds war zufriedenstellend.
So konnte man ab 1962 stolz mit "3 Millionen verkauften Zweirädern" werben.
Waren es Ende 1949 nach Wiederaufnahme der Produktion rund 1,4 Millionen seit Gründung im Jahre 1921, konnten anschließend in rund 12 Jahren rund 1,6 Millionen Zweiräder weltweit ausgeliefert werden, was einem durchschnittlichen Ausstoß von über 133.000 Stück pro Jahr bedeutete.
Diese Zahl dürfte Anfang der 1960er Jahre deutlich höher gelegen haben, damit zählte Rixe endgültig zu den großen und führenden Marken der Branche, während zu diesem Zeitpunkt viele kleine und große Hersteller von der Bildfläche verschwanden.
Auch Miele stellte 1961 die Zweiradfertigung in Bielefeld zugunsten von Haushaltsgeräten komplett ein.
Rixe übernahm einen Teil des Maschinenparks, so unter anderem auch eine moderne Schwarzband-Lackieranlage für Fahrradrahmen und investierte damit in den Ausbau der Fahrradfertigung.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt besonders kleine und mittlere Hersteller mit der Direktvermarktung, bzw. dem Versandhandel sehr erfolgreich sind (wie z.B. Stricker aus Bielefeld) hält Rixe im Inland am bewährtem Konzept des ausschließlichen Vertriebs über den etablierten Zweirad-Fachhandel fest.
Um jedoch für entsprechende Auslastung zu sorgen setzt Heinrich Oberschelp auf eine Vielzahl von Eigennamen,, z.B. für Versand- und Kaufhäuser sowie Fertigung von Eigenmarken für größere Händler.
Somit konnten auch preiswertere Marktsegmente bedient werden, ohne den Markennamen und die Vertriebsstruktur zu schädigen.
Werbeanzeige, bzw. Deckblatt "Radmarkt", Januar 1963
Für die guten Auslastung sorgte auch die erfolgreiche Vermarktung im Export. Neben den klassischen Märkten wie der Schweiz, BeNeLux und Südeuropa konnten auch gute Verkaufserfolge auf den schwierigen Überseemärkten erzielt werden
Auch entstanden speziell für die Exportmärkte besondere Modelle, so z.B. dieses "Triped" für die USA.
Rixe "Triped", Modell Trip, 1963 (Werksfoto Rixe)
In den deutschen, bzw. kontinentalen Preislisten taucht dieses Modell nicht auf. Für den Export nach Übersee berechnete Rixe dem Importeur 85,75 US-Dollar.
Leider ist nicht überliefert, wieviele Modelle hiervon gebaut worden sind. Aber auch im Inland boomte Anfang der 60er Jahre der Fahrradmakrt und die Auslastung war überaus zufriendenstellend.
Trotzdem fuhr man zweigleisig und gestaltete das Mopedprogramm neu.
Dem damaligen Trend zum Sportmoped folgend, präsentierte Rixe 1961 das Modell "Derby",
Dieses entwickelte sich zum Topseller. Nicht zuletzt auch dem hier praktiziertem Baukastensystem, welches die derby in div. Versionen anbot, so auch erstmalig als "schnelles" Kleinkraftrad mit 4,3 PS und 75 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Rixe-Derby Prospekt, 1961
Ausgestattet mit einem Zentral-Doppelrohrrahmen und einem gebläsegekühltem Sachs 3-Gang Motor traf die Derby genau den Geschmack vieler Jugendlicher und anderer Leute, für die ein eigenes Auto nach wie vor unerschwinglich waren.
Der bullige 9-Liter Tank bot einen guten Knieschluss und sorgte für eine harmonische und sportliche Linienführung.
Technisch durchaus auf der Höhe der Zeit, mit ölgedämpften Langhubschwingen vorne wie hinten, und einem Bremsendurchmesser von 125 mm.
Weitere technische Merkmale der Derby war eine 17-Watt Lichtanlage mit Abblendlicht und Hupe.
Auch sorgte der gebläsegekühlte Sachs für ein zügiges Mitschwimmen im damaligen Stadtverkehr.
Zugelassen für 2 Personen war eine Geschwindigkeit von 40Km/h (Moped/Mokick) sowie 75 km/h (Kleinkraftrad) möglich.
Auch konnte sich der Käufer über einen geschlossenen Kettenkasten, einen verchromten Gepäckträger, Rückspiegel und ein Lenkschloss freuen. Alles Zutaten, welche durchaus nicht selbstverständlich waren, sich allerdings auch im Preis niederschlugen.
Lieferbare Farben waren schwarz-rot, anthrazit-beige und taubenblau-beige.
Optional als Zubehör war ein Beinschild lieferbar, welches die Hose auch bei Regen trocken und sauber halten sollte.
Kurz nach Erscheinen des Pedalmopeds schob Rixe weitere Versionen der derby nach.
Basierend auf dem gleichen Modell, konnte der Kunde nun zwischen einem Pedalmoped, einem Mokick (später als RS 50 Duo bezeichnet) sowie einem schnellen Kleinkraftrad wählen.
Allen Modellen gleich war ein Sachs-Motor. Das Kleinkraftrad erhielt einen gebläsegekühlten Sachs-Motor mit 4,3 PS
Die "Derby blieb bis 1971 im Programm.
Auch fertigte Rixe neben Fahrrädern unter anderen Bezeichnungen Mopeds für andere Hersteller.
Ein überaus interessanter Markt für Mopeds war zu jener Zeit die Schweiz.
Neben eigenen Modellen produzierte Rixe für die österreichischen KTM-Werke aus Mattighofen auch Mopeds unter der Bezeichnung"Pony".
Diese basierten auf dem Rixe-"Standard" Modell und waren gleichfalls mir dem Sachs- 50 Mopedmotor ausgerüstet.
Die Österreicher verfügten zum damaligen Zeitpunkt weder über das know-how noch die Kapazitäten für eine spezielle Export-Fertigung.
Vermutlich kam der damalige Kontakt über das Haus Sachs zustande..
KTM-Pony Moped, Schweiz gebaut von Rixe, 1962(Werksfoto)
1965 wurde in Deutschland die Klasse der "Fahrräder mit Hilfsmotor", kurz Mofas, geschaffen.
Von Anfang an widmete sich Rixe diesem neuen Markt, der binnen kürzester Zeit nach Einführung immense Zuwächse verzeichnen konnte.
Gründe hierfür waren die Führerscheinfreiheit und günstige Fahrzeuge. Auch erlaubte der Gesetzgeber das Fahren bereits ab 15 Jahren.
Entscheidend für die Einführung der neuen Fahrzeugklasse war die Arbeit und Initiative des "Verbandes der Fahrrad- und der Motorradindustrie e.V. (VFM), der auch Rixe angehörte.
Rixe, hier in Person des geschäftsführenden Gesellschafters Heinrich Oberschelp´s, setzte sich vehement und nachhaltig für die Einführung der neuen Fahrzeugklasse ein.
Eine Entscheidung mit Weitblick, sollte doch ein ausgewogenes und umfangreiches Mofa.Programm das Rückgrat in der Produktion von motorisierten Zweirädern für die nächsten zwanzig Jahre bilden.
die Mofas ab 1965 *klick*
Werbung des ersten Rixe-Mofas, 1965
Parallel zu den Mofas werden auch weiterhin die klassischen 40 km/h-Pedalmopeds der Führerscheinklasse V gebaut, hierfür gibt es nach wie vor einen festen Markt.
Basis hierfür bildet die "Libelle" welche nunmehr als auch als "Klasse V" Moped inn verschiedenen Versionen erhältlich ist. Einmal mehr bewährt sich hier das Rixe-Baukastenprinzip. Weiterhin setzt man als alleinigen Motorenlieferanten auf Sachs.
Rixe-Moped Prospekt, 1966
Auch ergeben sich Ende 1965/Anfang 1966 Veränderungen in der Führung.
Der langjährige Prokurist und kaufmännische Leiter, Wilhelm Schäffer, scheidet aus Altersgründen aus. Schäffer war seit 1941 Prokurist und führte das Unternehmen maßgeblich mit durch die Kriegszeiten und die schwierigen Aufbaujahre unmittelbar nach dem Krieg.
Prokura erhalten dafür Alfred Knost, Walter Ellerbrock sowie die Tochter Heinrich Oberschelps, Gertrud Oberschelp.
Und das Programm wird nach wie vor auf eine breite Basis gestellt. Neben dem Standardprogramm mit Mofas, Mopeds und Fahrrädern hält man nach wie vor an so exotischen Sachen wie z.B. Anhängern fest.
Rixe Prospekt Anhänger, ca. 1965 Rixe Prospekt in "Torpedo-Ausführung, ca. 1965
Den eigentlich wirtschaftlich interessanten Markt der schnellen Kleinkrafträder bearbeitet man jedoch eher halbherzig.
Im Programm war nur ein einziges Modell, die "derby D", welche zum Modelljahr 1965 vollkommen überarbeitet in den Schaufenstern steht.
Geblieben ist der Rixe-typische geschlossene Kettenkasten. Komplett neu hingegen ist das Fahrwerk, hier kommt erstmalig eine ölgedämpfte Teleskopgabel zum Einsatz, welche im Hause Rixe selber entwickelt und gefertigt wird.
Der Tank wächst von 9 auf 13,5 Liter Inhalt.
Prospekt Derby Kleinkraftrad, 1964/65 Werksfoto Derby/5 Klieinkraftrad, 1964
Ganz neu hingegen ist der neue Sachs 50S-Motor mit 5-Gang Fußschaltung und 4,5 PS, was für 80 KM/h ausreicht.
Erhältlich in schwarz-rot und anthrazit-beige.
Zugelassen für 2 Personen, erforderlich war der Führerschein der Klasse IV.
Die Leistung der Sachs-Motoren steigt über 4,8 und 5,2 PS bis hin zu 5,8 PS.
Das die Kleinkrafträder der Führerscheinklasse IV
mit 50 ccm und ungedrosselten Motoren
eine deutsche Besonderheit waren, machte die
Vermarktung in den wichtigen Exportmärkten umso
schwerer.
So durfte das Kleinkraftrad "Derby" als Zweisitzer mit
4,5 PS in der Schweiz erst ab 18 Jahren und nach
erfolgter Fahrprüfung gefahren werden.
Wer wollte das schon?
Schweizer Prospekt Kleinkraftrad 1965
Trotzdem war für Rixe die Schweiz eines der wichtigsten Exportländer für Mofas und Mopeds.
Dieses lag nicht zuletzt am rührigen Generalimporteur, der Fa. Bärtschi in Biel.
Firmenlogo/Fahrzeugaufkleber des Schweizer Importeurs H. Bärtschi AG
Bärtschi vermarktete über viele Jahre hinweg das komplette Rixe-Programm exclusiv in der Schweiz.
Hinter dem unscheinbaren Gebäude rechts im Bild verbirgt sich jedoch ein äußerst rühriger und erfolgreicher Importeur.
Als Generalimporteur war Bärtschi auch für die entsprechenden technischen Abnahmen und Erstellungen der Zulassungen verantwortlich.
Hinzu kamen natürlich die Belieferung der Schweizer Fachhändler sowie die Versorgung mit Ersatzteilen.
Schon bald entwickelte sich die Schweiz als der wichtigste Exportmarkt für Rixe, der Bedarf an Mofa und Mopeds in der Alpenrepublik war enorm.
So wurde der Importeur im 14-Tage Rhytmus mit einem LKW voller Teile im Rahmen des Werkverkehres angefahren.
Die Besonderheiten der Schweizer Gesetzgebung in Bezug auf Zulassungsbedingungen verlangten jedoch auch nach unkonventionellen Lösungen.
Sitz des Schweizer General-Importeurs Bärtschi AG
Auch in den Schweizer Export-Versionen waren die Fahrzeuge ausschließlich mit Sachs-Motoren bestückt.
Hier fanden stellenweise spezielle Export-Ausführungen Verwendung, welche auf die jeweiligen Länder und Bestimmungen abgestimmt waren.
Aufgrund von Exklusiv-Verträgen und aus rechtlichen Gründen durften diese Motoren von Sachs nicht in Deutschland ausgeliefert werden.
Was die kuriose Situation nach sich zog, dass Mopeds mit diesen Motoren zwar von Rixe in der Schweiz vermarktet und verkauft werden, jedoch nicht im Bielefelder Stammwerk montiert werden durften.
Daher wurden die Rahmen und Einzelteile per Werkverkehr von Bielefeld nach Schaffhausen transportiert, die Motoren kamen direkt aus Schweinfurt.
Zusammengebaut wurden die Mopeds dann von Mitarbeitern aus dem Rixe-Stammwerk, welche für eine bestimmte Zeit in der Schweiz tätig waren und die entsprechenden Losgrößen fertigten.
Rixe Werks-LKW auf dem Weg zum Schweizer Importeur. Man beachte den seitlichen Schriftzug
Aber auch andere Märkte und Länder waren interessant und es wurde exportiert, teilweise mit speziell auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmten Modellen. So durften z.B. in der Schweiz Kleinkrafträder nur einsitzig sein.
Rixe derby d, Schweizer Ausführung, 1968 (Werksfoto) Rixe derby d, Griechenland Ausführung, 1968 (Werksfoto)
Die o.g. Exportmodelle weisen einige interessante Details auf. So wird ein Sporttank aus italienischer Fertigung verbaut, hinzu kommen offene Federbeine. Eigentlich unverständlich, warum diese Modelle in dieser Form nicht für den deutschen Markt erhältlich waren.
In Deutschland wurde hingegen das "derby d" Kleinkraftrad zum Modelljahr 1967/68 überarbeitet. Der 5-Gang Sachs Motor leistete nunmehr 5,3 PS.
Rixe derby 5 Kleinkraftrad, 1967/68 (Werksfoto) Kleinkraftrad derby 5 in "Torpedo-"Ausführung, 1968
Weitere Modellpflegemaßnahmen oder Typen gab es im Bereich der Kleinkrafträder für den hiesigen Markt nicht, es blieb bei dem einem Modell.
Zugzwang ergab sich auch nicht, da Rixe mit der Fertigung von Mofas und Mopeds und Mokicks gut ausgelastet war und entsprechend gut verdiente.
Auch lief der Verkauf im Kerngeschäft der Fahrräder nach wie vor hervorragend.
1962 wird die Marke von 3 Millionen produzierten Zweirädern seit Gründung vermeldet.
Einen großen Anteil am neuen Boom im deutschen Fahrradmarkt hatten die neuen Falt- bzw. Klappräder.
Im Grunde schon lange als Idee bekannt, traute die deutsche Fahrradindustrie dieser neuen Idee zunächst keinerlei Absatzchancen zu und verweigerte sich hartnäckig einer Fertigung und entsprechenden Vermarktung.
Das Klapprad geht auf die Erfindung des ehemaligen Bielefelder Amateur-Radrennfahrers Kurt Nitzschke zurück. Dieser entwickelte bereits 1956 die Grundidee des Klapprades, ließ sich diese auch als Gebrauchsmuster schützen, lief jedoch bei sämtlichen Herstellern mit seiner im Grunde bahnbrechenden und wegweisenden Idee vor die sprichwörtliche Wand.
Mehrere Jahre stellte Nitzschke seine Erfindung den etablierten Herstellern vor, blieb jedoch ungehört.
Den Stein ins Rollen brachten dann schließlich die zur Schminke-Gruppe gehörenden Braunschweiger Pantherwerke mit dem Modell "Pfiff". Binnen kürzester Zeit entwickelten sich diese Räder zu einem ungeahnten Verkaufsschlager. An diesen Verkaufszahlen konnte nunmehr kein Hersteller vorbeisehen.
Bei Rixe entstand daraufhin 1966 das Modell Rixe-Combi. Basierend auf einem 20" Standardrad entstand ein Steckrad, welches entsprechend verstärkt, am Zentralrohr mittels eines Schnellverschlusses in zwei Hälften zerlegt werden konnte.
Rixe entwickelte hieraus im Laufe der Jahre eine relativ breites Programm an zerlegbaren Rädern. Ab 1969 kamen neben reinen Steckrädern noch eine Modellreihe mit Klappscharnieren hinzu.
Das Steck- wie auch später das Klapprad blieb bis zum Ende 1985 fester und erfolgreicher Bestandteil des Rixe-Fahrradprogrammes.
Rixe-Prospekt, 1966
erster Handentwurf Steckrad (orig. Werksfoto, 1965) Handentwurf Steckrad, original Werksfoto (allerdings so nie in Serie gegangen)
Auch beschäftigt man sich im Hause Rixe mit der Ausweitung des Klapp/Steckrad-Programmes. Es entstehen in der Versuchsabteilung u.a ein Damenmodell in verschiedenen Ausführungen. Auch hier greift man auf bestehende Modelle zurück und "schneidet" diese einfach entsprechend durch.
Trotzdem entsteht bis 1969 ein breites Klapp/Steckprogramm in verschiedenen Ausführungen, angefangen bei 16" Kinderrädern, über 20"-Standardrädern bis hin zu 24" Damenrädern in verschiedenen Ausführungen.
Rixe-Prospekt Klappräder, 1969-70
Die Fertigung und Herstellung eines Klapp- oder Steckrades ist relativ aufwendig und somit teuer.
Daher beschäftigt man sich bereits 1967 mit dem Möglichkeit die Rahmen kostengünstig herzustellen, bzw. diese im Ausland zuzukaufen.
Die Wahl fällt zunächst auf italienische Hersteller, es entsehen erste Versuchsmodelle. Diese unterscheiden sich in Details von den original Rixe-Rahmen, so z.B, in den Scharnieren oder im angeschweißten Gepäckträger.
Auch ist die Konstruktion der Tretlagerung grundsätzlich anders gelöst.
Allerdings fallen hier sämtliche Modelle bei der internen Qualitätskontrolle durch., die Verarbeitung lässt viel zu wünschen übrig und ist nicht mit den Rixe-Qualitätsansprüchen zu vereinbaren.
Auch gibt es viele Reklamationen wegen Rahmenbrüchen
Daher nimmt man bald von diesen Zulieferteilen Abstand und fertigt sämtliche Rahmen und Räder künftig nur noch selbst.
Klapprad, italienische Ausführung, 1967 (orig. Werksfoto)
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